BERICHT: einige aktivitäten vom sommer 2023
nachrichten
Unser Sommer verlief aktionsmässig eher ruhig, da wir die Zeit nahmen, um unser erstes Halbjahr seit unserer Wiedergründung auszuwerten, an den Orten wo wir aktiv sind die konkreten Bedingungen und Probleme zu untersuchen und zu schauen, wie wir unsere Arbeit am sinnvollsten fortführen können. Dennoch fanden währenddessen auch einige Aktionen statt, von denen wir hier ein paar zeigen wollen.
BANNERDROP FÜR DEN FEMINISTISCHEN STREIK AM 14. JUNI
Dieses Jahr nahmen wir aus verschiedenen Gründen nicht als Organisation an einer feministischen Demonstration am 14. Juni teil, u.a. deshalb, weil ein feministisches KJV-Banner für den 14. Juni und den antikapitalistischen CSD Zürich von den Bullen beschlagnahmt wurde. Wir fanden es aber dennoch wichtig und nötig, zum Anlass des Tags eine Aktion durchzuführen. Wir hingen ein Solibanner am Birsköpfli auf, einem Park in Basel/Birsfelden direkt am Rhein wo im Sommer sehr viele Leute vorbeikommen. Das Banner hing ca. zwei Wochen lang. Unsere Parole ist bewusst an den Schweizer Landesstreik vom Jahr 1918 angelehnt: einen dreitägigen Generalstreik, an dem hunderttausende Arbeiter:innen teilnahmen, der nur wegen der Androhung eines Bürgerkriegs seitens der Herrschenden und des Verrats der SP besiegt wurde und zu dessen Zeit wir in der Schweiz bisher einer sozialistischen Revolution am nächsten kamen (in den späten 1910ern und frühen 1920ern begannen die Arbeiter:innen unter der Leitung der kommunistischen Partei mit dem Aufbau von Rätedemokratie, also von politischer Macht der schaffenden Leute).
BANNERDROP FÜR DEN TAG UNSERER HELD:INNEN
Der Tag unserer Held:innen am 19. Juni ist seit 1986 ein Gedenktag in der internationalen kommunistischen Bewegung für alle, die in unserem revolutionären Kampf weltweit gefallen sind. Er entstammt einem Gefängnismassaker von kommunistischen Insass:innen in Peru, das inmitten des sich damals abspielenden revolutionären Volkskriegs stattfand, um den korrupten Staat der Grundherren, Kapitalisten und USA-Imperialisten zu stürzen und eine neue Gesellschaft in den Händen des arbeitenden Volkes aufzubauen.
Innerhalb des Volkskriegs in Peru hatte politische Arbeit in Gefängnissen eine zentrale Rolle bekommen. Der alte Staat probierte schon früh, alle revolutionären Gefangenen in wenigen Gefängnissen zu konzentrieren, in der Hoffnung, sie so besser kontrollieren zu können. Die Revolutionär:innen, die aus Prinzip auch nach Gefangennahme weiterkämpften, drehten jedoch den Spiess um, organisierten das Alltagsleben in den Gefängnissen so, wie sie die neue Gesellschaft organisieren würden (displiziniert, basisdemokratisch und voller revolutionärer Kultur wie Musik, Stickereien und Graffiti) und übernahmen effektiv die Kontrolle. Die sogenannten "leuchtenden Schützengräben" in den Knästen, die einer der wenigen Orte waren, wo man Einblick in die Arbeit der Kommunist:innen und ihrer Unterstützer:innen kriegen konnte, widerlegten also viel Propaganda über die Natur der "Terroristen" und schafften in Peru und auf der ganzen Welt Vertrauen darin, dass die Revolution siegen könne und ein besseres Leben bringen würde. Der Staat musste sogar in einem Abkommen mit der Kommunistischen Partei Perus (die die Revolution anführte) den Gefangenen Sonderstatus einräumen. Der sozialdemokratische Präsident Alan García, der 1985 an die Macht kam, beschloss aber die Abmachung und den Widerstand zu brechen. Bereits im selben Jahr wurden unter ihm über 30 Gefangene in einem Phosphorbombenangriff ermordet. Den Gefangenen wurden zunehmend Nahrung verweigert und es wurde sogar Essen mit Glassplittern drin serviert. García begann ausserdem die vollständige militärische Rückeroberung der Knäste und die Verschiebung der revolutionären Insass:innen zu planen. Die Kommunistische Partei Perus kriegte das aber mit, woraufhin die Gefangenen sich mit allen Mitteln bewaffneten und die Gefängnisse in Lurigancho und El Frontón sogar mit Zement in halbe Bunker verwandelten.
Am 18. Juni starteten die Gefangenen in den zwei oben genannten Knästen sowie in einem Frauengefängnis in Callao Aufstände, nahmen einige Wärter als Geiseln und forderten u.a. den Abbruch der Gefangenenverlegungspläne sowie die Freilassung von hunderten politischen Gefangenen. Alan García, der sich mitten in einem Kongress der sozialdemokratischen "Sozialistischen Internationale" u.a. zusammen mit der SP befand, antwortete mit roher Gewalt und entsandte das Militär, um die eigenen Gefängnisse anzugreifen und die Aufstände in Blut zu ertränken. Erst beschoss das Militär die drei Gefängnisse; mit Bazookas, Sprengstoff und sogar mit der Luftwaffe und einem Marinekreuzer (El Frontón lag auf einer Insel). Nach ca. einem Tag des Feuergefechts und der Rückeroberung der Knäste durch den Staat wurden fast alle noch lebenden Revolutionär:innen ─ die sich zu diesem Zeitpunkt ergeben hatten ─ prompt aussergerichtlich per Kopfschuss exekutiert, wobei sie bis zum Schluss nicht aufhörten, revolutionäre Lieder zu singen. Insgesamt wurden ca. 250 revolutionäre Kämpfer:innen am 18. und 19. Juni vom peruanischen Staat ermordet, weil sie sich weigerten aufzugeben und bis zum Schluss weiterkämpften. Die Ereignisse weckten unter dem peruanischen Volk mehr Hass auf den alten Staat und mehr Sympathie für die Revolution und tausende traten infolgedessen der Kommunistischen Partei Perus und deren revolutionärer Armee bei.
Obwohl wir den Volkskrieg in Peru in einem kritischen Licht sehen, halten wir ihn für einen der wichtigsten revolutionären Erfahrungen (wenn nicht die wichtigste) der vergangenen 40 Jahre. Der Tag unserer Held:innen erinnert uns daran, in unserem Kampf für eine bessere Welt nicht aufzugeben, auch wenn die Dinge aussichtslos erscheinen. Wir sind hier in der Schweiz natürlich noch weit von einem revolutionären Krieg entfernt, doch auch im Teufelskreis des deprimierenden kapitalistischen Alltags kann es schwer sein, den Mut und den Kampfwillen beizubehalten. Wenn unsere Arbeit aber aber den richtigen Kurs verfolgt und die revolutionäre Perspektive beibehält, werden wir mit Sicherheit Fortschritte machen und der Revolution näher kommen.
Wir hingen als Gedenkaktion für den Tag unserer Held:innen unser (erweitertes) Banner für Ibrahim Kaypakkaya und Barbara Kistler auf (mehr dazu in unserem Maibericht).
PAROLEN
Obwohl wir leider hier abgesehen vom Titelbild keine Fotos von weiteren Tags o.ä. teilen können, möchten wir mit euch eine Auswahl von revolutionären Parolen aus dem Frühling und Sommer teilen: